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Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde die Durchführung des Freischießens mehr und mehr erschwert. Graf Christian Ernst und sein Sohn Heinrich Ernst waren stark vom Hallischen Pietismus beeinflusst1) und verfolgten während ihrer Regentschaften (1710-1771 u. 1771-1778) u.a. das Ziel, protestantische Frömmigkeit in praktische Tätigkeit umzusetzen. Dabei spielte die Pädagogik August Hermann Franckes eine große Rolle, verpönt waren hier u.a.Müßiggang und Zerstreuung.
Das musste zwangsläufig mit den Freischießen kollidieren.
Und so war es dann 1770 damit vorerst vorbei.
Im Vorjahr konnte unter dem Schützenmeister Christian Schrader noch ein Schießen durchgeführt werden, allerdings durften daran nur sechs alte und sechs neue Schützen teilnehmen2).
Als 1778 Graf Christian Friedrich (1746-1824) die Regierungsgeschäfte übernahm, wendete sich das Blatt allmählich. Eher der Aufklärung als dem Pietismus zugeneigt, gönnte er seinen Untertanen auch ein wenig Geselligkeit und Erholung3).
So baten dann 1787 Wasserleben und andere Landgemeinden der Grafschaft den Grafen um die Erlaubnis, wieder ein Schießen durchführen zu dürfen4). Da es aber vorher in Veckenstedt „… an unanständigen Auftritten nicht gefehlt hat, auch mehrer Tage geschwärmet worden ist…“ wurde die Genehmigung mit der Auflage erteilt, es unter der persönlichen Aufsicht des gräflichen Oberamtmanns nur an einem Tag stattfinden zu lassen5).
Die Wasserleber Schützen entschlossen sich allerdings, nicht 1787, „...da es schon so spät im Jahre sey…“, das Freischießen abzuhalten, sondern „… erst künftiges Jahr damit anfangen [zu] wollen.“6).
Quellen und Literatur
1) Lagatz, Uwe: Zwischen Ancien régime und Modernisierung – Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode (1772–1848), Halle (Saale), 2003, S. 34
2) Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD, HA B 98, Fach 4-7 Nr. 33, Schützenwesen in der Grafschaft Wernigerode 1734, Blatt 24r - 25r
3) Jacobs, Eduard: Geschichte des Schützenwesens zu Veckenstedt, 1546-1906, Wernigerode, 1906, S. 61 f u. Jacobs, Eduard: Übersichtliche Geschichte des Schützenwesens in der Grafschaft Wernigerode, Wernigerode, 1886; S. 62
4) Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD, HA B 98, Fach 4-7 Nr. 33, Schützenwesen in der Grafschaft Wernigerode 1734, Blatt 26r f
5) ebd.
6) ebd., Blatt 27r f