Grundlagen
Schreibung
Da es keine verbindlichen Schreibregeln des Plattdeutschen1) gibt, orientiert sich im Wörterbuch die Schreibung des Wasserleber Platt weitgehend an der Aussprache.
Bei gedehnt und kurz ausgesprochenen Vokalen gelten im wesentlichen die Schreibregeln von Sass2).
Endungen
Die Endungen -er und -en werden im Plattdeutschen wie im Hochdeutschen ausgesprochen und daher auch gleich geschrieben:
- er in Wäder [wɛ́dɐ] (Wetter) entspricht hochdeutsch Räder [rɛ́dɐ]
- en in Bessen [besən] (Besen) entspricht hochdeutsch Essen [esən].
Vokale mit gedehnter Aussprache
Das Dehnungs-h kommt nur in solchen Wörtern vor, deren hochdeutsche Entsprechungen es enthalten:
betahlen (bezahlen), gahen (gehen), fuhren (fahren).
In offener Silbe wird der Vokal nicht verdoppelt, um die gedehnte Aussprache zu bezeichnen:
Älenne (Elend) [erste Silbe], Däle (Hausflur), Fru (Frau), ole Mure (alte Mauer), wa (wir),
Ausnahme: Aa (Ei),
aber vor ch und sch steht in offener Silbe der doppelte Vokal:
Wääsche (ältere Frau), Öbbertüüche (Mäntel).
In geschlossener Silbe wird ein langer Vokal ebenfalls verdoppelt, wenn er kein i ist oder ihm kein Dehnungs-h folgt,
anlautend z.B.: aan (an), oold (alt), uut (aus)
inlautend z.B.: Daak (Dach), Nääl (Nagel), Rään (Regen).
Vokale mit kurzer Aussprache
Sie werden grundsätzlich durch Verdoppelung des nachstehenden Konsonanten gekennzeichnet:
Älenne (Elend) [zweite Silbe], Röddeck (Rettich), opp (auf), wennich (wenig),
oder durch eine folgende Konsonantenverbindung
Döst (Durst), Ficke (Tasche).
2) Sass Plattdeutsche Schreibregeln, URL: https://sass-platt.de/plattdeutsche-rechtschreibung/startseite.html (Abgerufen am 06.09.2021)
Aussprache
Aussprache sp und st
Am Wort- oder Silbenanfang wurden noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts sp und st anders als heute üblich ausgesprochen.
Damals war immer die Aussprache
- von sp so, wie das sp im Wortinneren des hochdeutschen Wortes Espe, also Spael [spaːəl] statt heute Schpael [ʃpaːəl],
spräken [spʁɛːkən] statt schpräken [ʃpʁɛːkən];
- von st so, wie das st im Wortinneren des hochdeutschen Wortes gestern, also stäken [stɛːkən] statt heute schtäken [ʃtɛːkən]
und Stuwe [stu:ve] statt Schtuwe [ʃtu:ve].
Heute ist die Aussprache von sp und st am Wort- und Silbenanfang, aber auch im Wortinneren und am Wortende, im Plattdeutschen genau so wie im Hochdeutschen.
Aussprache sch
Ebenfalls bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ersetzte bei allen Wörtern, bei denen heute am Wort- oder Silbenanfang ein sch gefolgt von einem Konsonanten (Mitlaut) steht, das einfache s das sch.
So hieß es beispielsweise slieken statt heute schlieken oder Swien statt Schwien.
Das galt auch bei Wörtern mit gleicher Grundform im Platt- und Hochdeutschen:
also etwa slachten statt schlachten oder slimm statt schlimm.
Aussprache der Diphthonge
Schwierig wird es bei den häufig auftretenden Diphthongen (Doppelvokalen).
Das oe wird wie ein langgezogenes o und ein unbetontes kurzes e ausgesprochen,
loes [lo:əs], groet [groːət] oder roet [ʀoːət].
Wenn man den nur schriftlich überlieferten plattdeutschen Erzählungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts glauben kann, wurden damals statt oe der Doppelvokal ue verwendet. Man sagte also
lues [lu:əs], gruet [gruːət] oder ruet [ʀuːət].
Das uo wird am ehesten wie im italienischen Wort buono (gut, brav) [ˈbuɔːno] ausgesprochen,
z.B. huolen [huɔːlən], luopen [luɔːpən], ruoken [ʀuɔːkən].