Fleischereien
Die Fleischerläden von Christian (Hof-Nr. 84a/Dorfstr. 8) und Ernst (Hof-Nr. 196/Hauptstr. 12) Harz lassen sich beide bis zum Beginn des 20. Jh. zurückverfolgen und bestanden auch beide bis zum Ende der 1950er Jahre.
Bereits seit spätesten 1860 ist zwar Christian Gottlieb Hartz (Hof-Nr. 48/Vor dem Tore 7) als Hausschlachter und Fleischer nachweisbar1), aber ein direkter geschäftlicher Zusammenhang ist derzeit noch unbewiesen, doch wahrscheinlich.
1874 wird ein August Wilhelm Schrader (Hof-Nr. 104/Beek 15) als Schlachtermeister genannt2), 1905 ein Wilhelm Wesche (Hof.-Nr. 150/Kl. Dorfstr. 3) als Fleischer3).
Spuren hinterließ der Betrieb von August Wilhelm Schrader, falls es ihn überhaupt gab, in Wasserleben allerdings nicht.
Quellen
1) Kirchenbuch der ev. Kirchengemeinde St. Sylvestri Wasserleben, Band 12: Heiraten 1815-1869
2) Kirchenbuch der ev. Kirchengemeinde St. Sylvestri Wasserleben, Band 15: Heiraten 1870-1907
3) Adreß-Buch von Osterwieck/Harz und den umliegenden Ortschaften, Ausgabe 1905/1906, Osterwieck/Harz, o.J.
Fleischerei von Ernst Harz
Über den Werdegang der Fleischerei von Ernst Harz ist wenig bekannt.
Zumindest ein Foto aus den 1930er Jahren hat sich erhalten. Der Vergleich mit einem aktuellen Foto zeigt die grundlegenden Veränderungen am Gebäude.
In den 1940er Jahren wurde hier ein ordentliches Wildschwein zerlegt, nebenstehendes Foto mit Lothar Hänsch (links) und Harald Ramme (rechts) zum Beweis.
Ernst Harz' Tochter Irene, gen. Reenchen, und sein Schwiegersohn Richard Loose führten in den 1950er Jahren das Geschäft.
Als letzterer 1957 nach Westdeutschland floh, wurde der Betrieb geschlossen, wie eine kurze Notiz in der Heise-Chronik vermeldet1).
In dieser Konsum-Verkaufsstelle leitete Marie Jocke nun einen Milchverkauf und Ursula Krosanske eine Eisdiele.
Darauf folgte Kurt Brüser mit seinem Geschäft für Radios und Fernseher.
Nach einem grundlegenden Umbau dient das Gebäude heute als Sitz des ambulanten Pflegedienstes „Pflege mit Herz“ von Kirstin Ansorge.
Quelle
1) Heise, Wilhelm: Chronik des Dorfes Wasserleben, handschriftlich, unveröffentlicht, 4 Bde., Wasserleben, 1964, Bd. 4, S. 148
Fleischerei von Christian Harz
Wie aus nachstehendem Artikel zu entnehmen ist, muss die Fleischerei von Christian Harz wohl erfolgreich gewesen sein1).
Laut Heise übernahm die Konsum-Genossenschaft 1958 den Betrieb1).
Mit dem gesamten Personal wechselte die Fleischerei 1971 ins neue Ländliche Einkaufszentrum und erhielt dort einen eigenen Verkaufsstand.
Quelle und Literatur
1) Neue Wernigeröder Zeitung, 31. Jahrgang, Nr. 22, 25.11.2020, S. 10
2) Heise, Wilhelm: Chronik des Dorfes Wasserleben, handschriftlich, unveröffentlicht, 4 Bde., Wasserleben, 1964, Bd. 4, S. 408
Fleischerei von Wilhelm Wesche
Die älteste Abbildung der Fleischerei Wilhelm Wesche stammt von einer im Herbst 1914 abgestempelten Postkarte.
Bei dem mit einer weißen Jacke bekleideten Jungen, der den „Fleischerhund“ an der Leine führt, könnte es sich durchaus um den jungen Wilhelm Wesche, den gleichnamigen Sohn des Geschäftsinhabers, handeln. Die anderen Personen sind unbekannt.
Laut einer mündlichen Quelle wurde die Fleischerei aus familiären Gründen aufgegeben und das Anwesen vor 1934 an die in Wasserleben ansässige Molkerei und Harzkäsefabrik von Wilhelm Schmidt verkauft.
Vermutlich aus den späten 1930er Jahren stammt das Foto der Fleischerei mit neuem Firmenschild.
Zu erkennen sind einige bauliche Veränderungen.
So ist der Giebel im Erdgeschoss unterfangen worden und eine Ziegelmauer trägt nun statt einer Fachwerkwand die Last.
Zudem wurde das Obergeschoss giebelseitig mit Schiefer verkleidet.
Die Anordnung von Tür und Fenstern blieb dagegen gleich.
Die vor dem Haus stehende Verkäuferin in ordnungsgemäßem Kittel ist unbekannt.
Der neue Geschäftsinhaber Rudolf Hartig kam 1934 mit Ehefrau Elli und Tochter Ruth aus Magdeburg nach Wasserleben.
Er pachtete das Gebäude von der Molkerei Schmidt und gründete die Fleischerei als Produktions- und Handelsbetrieb.
Neben dem Verkauf in Wasserleben belieferte er als Großhändler Geschäfte in Wernigerode und Halberstadt. Die Auslieferung konnte damals bereits mit einem PKW, zuletzt immerhin mit einem Opel Kapitän, erfolgen.
Rudolf Hartig trat mit seinem Geschäft natürlich in Konkurrenz zu den alten Fleischereien im Ort. Schmerzhaft machte sich das für ihn bemerkbar, als die Schützengesellschaft in den 1930er Jahren die Lieferung eines halben Rindes zum Schützenfest stornierte.
Im Schützenvorstand war u.a. Ernst Harz, ein alteingesessener Wasserleber Schlachter.
Als Rudolf Hartig 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde, musste die Fleischerei geschlossen werden.
Seine Frau Elli Hartig stellte den Handel auf Obst und Gemüse um und nutzte die Räumlichkeiten nun als Lager.
Nach dem Krieg gründete Rudolf Hartig ein neues Geschäft für den Handel mit Saatgut und Kartoffeln.
1948 wurde der Betrieb in die Straße der MTS 12 verlagert.
Vermutlich richtete die HO 1950/51 in den Räumlichkeiten der ehemaligen Fleischerei ein Lebensmittelgeschäft für Waren des täglichen Bedarfs ein.
In den 1960er Jahren wurde der Laden mittels entsprechender Regale auf Selbstbedienung umgestellt.
Als Verkäuferin und später Verkaufsstellenleiterin arbeitete Lotte Strohmeyer hier bis zum Schluss.
Denn mit der Eröffnung der Konsum Kaufhalle (jetzt „Haus am Park“) konzentrierten sich die Einkaufsmöglichkeiten an einem Ort und alle anderen Läden im Dorf, ob Konsum oder HO, wurden geschlossen.
Hermann, gen. Männi, Festerling kaufte das Grundstück in den 1970er Jahren. Er baute das Haus sukzessive zu Wohnzwecken aus und um.
Im ehemaligen Lager stellte er Maschinen zum Abschneiden und Verschließen von Konservendosen auf.
Die Maschinen erwarb er von der auf dem Anger damals noch betriebenen Schlosserei von Heinrich Osterloh, vormals Schlosserei und Landmaschinenwerkstatt von Ernst Heise.
Während der winterlichen Hausschlachtezeit verschloss Männi Festerling für private Kunden mit Hilfe dieser Maschinen Konservendosen mit Fleisch und Wurst. Ebenso wurden leere Dosen durch Abschneiden für eine erneute Füllung vorbereitet.
Durch Verschleiß und wegen fehlender Ersatzteile, sowie aufgrund des Mangels an neuen Konservendosen aus Weißblech konnte er diesen Service spätestens ab Anfang der 1980er Jahre nicht mehr anbieten.
1996 erwarb Detlef Friedrich das Grundstück zu Wohnzwecken.
Er führte im Laufe der Zeit erhebliche Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen an Wohnhaus und Nebengebäuden sowie am Grundstück durch.
Das Anwesen mit seiner wechselvollen Geschichtepräsentiert sich heute in einem sehr ansprechenden Zustand und trägt zu einem positiven Bild im Zentrum unseres Ortes bei.
Landfleischerei
Die Volksstimme stellte 1986 in einem längeren Artikel die neue Landschlachteinrichtung vor. Zum Glück setzte sich Landschlachterei schnell als übliche Bezeichnung durch.
Der Verkauf fand in einem Laden am Beek statt. Und schon bald mussten dort die Öffnungszeiten erweitert werden, da die gute Qualität des Angebots immer mehr Kunden aus Nah und Fern anlockte. An der Verkaufstagen bildeten sich regelmäßig lange Schlangen vor dem Geschäft.
Der Laden zog 1997 in den neuen NP um.
Nach der Wende wurden nach und nach Filialen in Wernigerode, Ilsenburg, Osterwieck und Berßel errichtet.
Als 2001 das fünfzehnjährige Jubiläum anstand, konnte man auf eine durchaus erfolgreiche Entwicklung zurückblicken.
Unter dem Titel "Vom Initiativobjekt zum leistungsfähigen Unternehmen" erschien zum Jahrestag eine kurze Reportage.
2005 erwarb der Elbingeröder Fleischermeister Harald Müller die Landfleischerei, die seither von seinem Sohn Torsten Müller geführt wird.
Leider musste 2021 wegen Personalmangels der Laden im NP aufgegeben werden. Heute wird in Wasserleben produziert und nur noch in Ilsenburg verkauft.